Das Shakehands zwischen Architektur, Freiraum und Natur, die ordnende, transparente Grundstruktur, die einfache Orientierung und die entspannte Atmosphäre sind die charakterlichen Merkmale, die den Bildungscampus zu einem attraktiven Lernort machen.
Die städtebauliche Setzung im neuen Bildungscampus ist durch Klarheit geprägt. Zusammenhängende bauliche Bereiche und attraktive Übergänge zwischen den einzelnen Nutzungen schaffen besondere Orte.
Den Auftakt in den Bildungscampus bildet der Grünraum an der westlichen Spitze des Grundstücks, der die Stellplätze aufnimmt, Raum für unterschiedliche Aktivitäten im Freien bietet und gemeinsam mit der Rems einen attraktiven grünen Saum bildet.
Die schöne Situation am Fluss wird in besonderer Weise baulich, freiraumplanerisch und funktional herausgearbeitet. Hier, am weitesten vom auftretenden Verkehrslärm entfernt, wird ein fünfgeschossiges Haus am Fluss entwickelt, dessen Wesen durch eine einladende Geste, Transparenz, Offenheit, viel Tageslicht und Blickbezug zur Rems charakterisiert ist. Das Haus fungiert als Transitraum zwischen dem Inneren des neuen Campus und dem Flussraum.
In der Logik seiner Lage auf dem Grundstück nimmt das Haus am Fluss die zentralen, von allen Beteiligten genutzten Bereiche auf: im Erdgeschoss das Foyer, den Speisesaal sowie die Mehrzweck- und Freizeitbereiche, im ersten Obergeschoss die Verwaltung und Seminarräume für die Fort- und Weiterbildung, in den weiteren drei Obergeschossen die Gästezimmer. Alle 114 Gästezimmer bieten attraktive Ausblicke: einerseits zum Fluss, andererseits zum begrünten, linearen Freiraum. Die Erschließung des Gästehauses erfolgt über den zentralen Eingang – ohne Störung der dort verorteten gemeinschaftlich genutzten Bereiche. Die Verwaltung erhält einen eigenen, separaten Zugang.
Der lineare Freiraum definiert den Übergang zu den Werkhallen. Er ist an seinen Rändern mit viel Glas versehen und mit Bäumen bepflanzt. Er stärkt in attraktiver Weise die Adressierung im Inneren der Anlage und bietet kurze Wege zwischen den einzelnen Ausbildungsbereichen.
Ein eingeschossiger Streifen mit Umkleiden bildet den Auftakt in die Werkhallen für Hoch- und Straßenbau. Durch diese Maßnahme wird eine Schleuse zwischen Werkhallen samt Freigelände und dem zentralen Bereich ausgebildet. Einen im Verbund mit der Gesamtanlage entwickelten Bereich bilden die Werkstätten für die Baugeräteführer im Osten des Grundstücks.
Sämtliche Werkhallen sind gemäß Auslobung so konzipiert, dass sie den Praxisbetrieb in optimaler Weise erfüllen. Sie sind aneinandergebaut, stützenfrei errichtet und zum jeweiligen Außenbereich geöffnet. Mit dem Freigelände und den für den Betrieb erforderlichen ergänzenden Nutzungen bilden sie den Kern und Abschluss der Anlage zum Norden und Osten ab.
Die gesamte Baumaßnahme kann im laufenden Betrieb in drei Phasen realisiert werden. Um die Baulogistik optimal gestalten zu können, erfolgt der Abbruch bzw. Neubau konsequent im Osten des Grundstücks und wird Zug um Zug in Richtung Westen entwickelt. Die Realisierung der Werkhallen samt Neben- und Lagerräumen erfolgt in der ersten und dritten Bauphase. In der zweiten Bauphase erfolgt die Erstellung vom Haus am Fluss, das den zentralen Bereich samt Gästehaus aufnimmt. Damit ist ein durchgängiger Betrieb des Gästehauses und der Verwaltung gegeben. Die geforderten 80 Doppel- und 34 Einzelzimmer werden in einem Zug erstellt. Eine zwischenzeitliche Auslagerung der Verwaltung ist auf Grund ihrer Integration in das Haus am Fluss nicht erforderlich.
Die Parkierung für Besucher*innen und Mitarbeiter*innen ist unmittelbar an der Zufahrt zum Grundstück gelegen. An zentraler Stelle sind barrierefreie Stellplätze geplant. Der lineare Freiraum zwischen dem Haus am Fluss und den Umkleiden der Werkhallen ist der fußläufigen Erschließung, dem Radverkehr, der Andienung für Küche, Verwaltung und Gästehaus sowie der Feuerwehr vorbehalten. Die Werkhallen und Lagerbereiche werden auf direktem Wege von der Straße „Oberer Wasen“ über die Freiflächen angedient. Die Hallen sind mit entsprechenden Toren versehen.
Die Gebäude bilden in ihrer Materialität und Konstruktion die baulichen Aktivitäten und Ausbildungsziele des Bildungscampus sowie die heutigen Anforderungen an klimagerechtes Bauen ab. Die Wirtschaftlichkeit in Erstellung und Betrieb steht bei der Wahl der Konstruktion und der Materialien ebenso im Fokus wie eine hohe Langlebigkeit und möglichst geringe negative Umwelteinwirkungen. Insgesamt zeigt die Anlage in ihrem Ausdruck eine entspannte, ja sogar lässige und zugleich robuste Haltung. Diese wird durch die Erkennbarkeit der eingesetzten Materialien erreicht, die einem veredelten Rohbau entsprechen. Das viele Tageslicht und die omnipräsenten Blickbezüge zum angrenzenden Naturraum unterstützen diesen Gedanken.
Das Haus am Fluss zeigt eine hybride Bauweise auf: Die Decken über Erdgeschoss und Obergeschoss sind in Beton geplant, ebenso die Rettungswege in den darüberliegenden Geschossen. Die Gästezimmer sollen mit Holzdecken mit entsprechender Brandschutzqualität versehen werden. Die Fassade zeigt eine Betonkonstruktion mit Füllungen aus Holz bzw. Glas. Die Hallen sind ebenso zweckmäßig geplant. Sie weisen die erforderlichen Spannweiten auf, die mit Beton, Stahl- oder Holz-Tragwerk abgebildet werden können. Deren Außenfassaden bilden U-Bauglaselemente – je nach Anforderung teilweise zweischalig, teilweise einschalig – vor massiven Wänden und mit Wärmedämmung versehen.
Die Gestalt der Freianlagen folgt der klaren Struktur der Architektur und zeichnet sich durch die Verbindung von funktionalen Belangen sowie Anforderungen an die Aufenthaltsqualität im Freien aus. Der Bildungscampus wird durch einen grünen Saum gerahmt. Bestandsbäume werden hier integriert und mit Gehölzen, Gräsern und Stauden unterpflanzt. Es werden primär heimische Gehölze und Klimabäume verwendet. Eine Mischung aus Wiesen- und Staudenflächen mit Blühaspekten umgibt die Gebäude und schließt an den Naturraum des Flusses an. Die Dächer werden mit extensiver Dachbegrünung versehen.
Die Pausenflächen bieten verschiedene Schwerpunktbereiche. Neben zwei Kleinsportanlagen findet sich ein sportlicher Ausgleich auf einer großzügigen EPDM-Fläche mit Calisthenics. Unter einer lockeren Baumsetzung befinden sich Aufenthaltsflächen und Tischtennisplatten für gemeinschaftliche Aktivitäten. Als Rückzugsort im Grünen bietet sich westlich der Sportflächen ein großzügiges Holzdeck mit Blick auf die Rems. Als Öffnung des Speisesaals erweitert ein Holzdeck den Innenraum in die Natur. Anliegend bildet eine wassergebundene Decke mit mobilen Sitzmöbeln den Grillplatz aus. Östlich gliedert sich das Ausbildungsgelände für Baugeräte an. In der Verbindungsachse des Verwaltungstraktes zwischen den Werkhallen hindurch richtet sich der Blick auf eine Tribüne, von der aus die Ausbildungsflächen des Hoch- und Tiefbaus überblickbar sind.

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