Edith-Stein-Berufskolleg

Das Edith-Stein-Berufskolleg in Paderborn, in den 1960er Jahren als zweijährige Berufsschule für Ernährungs- sowie Hauswirtschaft gegründet und seit 1976 in der Trägerschaft des Erzbistums Paderborn, ist in einem schönen Grünraum nördlich der Paderborner Altstadt gelegen. Das großzügig dimensionierte Grundstück erlaubte die Realisierung einer weitläufig angelegten Schulanlage mit mehreren gleichberechtigten Zugängen. Das Ensemble besteht aus zwei bis drei Geschosse hohen Solitärbauten, die durch ein orthogonales System aus eingeschossigen Fluren miteinander verbunden sind. Prägnant bei der Gestalt der in mehreren Bauabschnitten realisierten Gebäude sind ihre Fassaden, die nahezu durchgängig mit weißen Stahlbetonrahmen, Ausfachungen aus hellroten Ziegelsteinen oder weißem Putz versehen sind. Diese einheitliche Materialität verleiht der Gesamtanlage ein homogenes Erscheinungsbild.

Der stetige Ausbau des Schulprogramms, von der praktischen Ausbildung in den sozialen Berufen bis hin zur  Erlangung der allgemeinen Hochschulreife, ließ in nur zwanzig Jahren die Zahl der Schülerinnen und Schüler von 200 auf derzeit etwa 800 steigen. Die starke Zunahme der Schulbesucher und die veränderten Unterrichtsformen samt Ganztagsbetreuung erforderten zusätzliche Unterrichtsräume, eine Cafeteria sowie einen „Raum der Stille“.

Die Erweiterungsräume sind in drei Neubauten organisiert. Mit einer internen, parallel zur Straße „Am Rolandsbad“ verlaufenden Schulstraße sind sie in die Innere Erschließung der Bestandsbauten eingebunden. In ihrer Materialität nehmen sie deutlich erkennbare Bezüge zum Bestand auf.

Die beiden Endpunkte der Anlage bilden von nun an eine kleine Kapelle im Osten und eine Cafeteria im Westen des Grundstücks.

Die Kapelle stellt mit ihrer Höhe von zwölf Metern ein weithin sichtbares Zeichen der katholischen Einrichtung dar. Ihre Innen- und Außenwände sind aus massivem, weiß geschlämmtem Mauerwerk erstellt. Als „Raum der Stille“ dient die kleine Kapelle für Meditation, für schulische Gottesdienste und als Tageskirche für die benachbarte katholische Gemeinde. Die ruhige, introvertierte Atmosphäre des Raumes entsteht durch dessen steinerne Materialität und das Tageslicht, das auf unterschiedliche Weise in das Innere gelangt: in den Morgenstunden als direktes Sonnenlicht durch den schmalen, geosteten Fensterschlitz, tagsüber als Dämmerlicht durch die perforierte, raumhohe Mauerwerkswand oder als halbdunkles Hintergrundlicht über dem Deckenkreuz.

Die Cafeteria ist der Ort, der die besondere landschaftliche Situation der Schule am stärksten herausstellt: Sie öffnet sich mit ihrer verglasten Längswand zum Grün und macht die Natur zum Bestandteil des Inneren. Ein räumlich herausgebildetes Oberlicht unterstützt die Idee eines hellen, freundlichen Raumes, der für diverse, auch außerschulische Veranstaltungen geeignet ist.

Der neue Klassentrakt ist direkt an ein Bestandsgebäude angebaut. Er nimmt dessen Proportionen und das gestalterischen Regelwerk auf. Großformatige Glasflächen in den Unterrichtsräumen sorgen für eine gute, gleichmäßige Tageslichtnutzung.

Ein neues Portalbauwerk stärkt die Adressbildung des Schulensembles und definiert den Haupteingang der Schule.

Die Realisierung der Neubaumaßnahmen erfolgte im laufenden Betrieb. Dies gilt auch für alle Umbaumaßnahmen, die aufgrund des veralteten Brandschutzes und einer fehlenden barrierefreien Erschließung erforderlich waren.


Planung Turkali Architekten
Bauherr Erzbistum Paderborn
Standort Am Rolandsbad 4, Paderborn, Deutschland
Wettbewerb 2011, 1. Platz
Bauzeit 2015-2017
Fotografie Christian Eblenkamp
Link Edith-Stein-Berufskolleg

Abwicklung Straße

Luftaufnahme

Haupteingang

Kapelle

Anbau Schultrakt

Kantine

Kantine

Schulstraße

Übergang Kapelle

Kapelle

Turm