Auf dem Gelände des ehemaligen Kulturcampus in der Senckenberganlage 11 in Frankfurt am Main ist die Jüdische Akademie beheimatet. Die Akademie besteht aus einem Bestandsgebäude und einem Neubau, die durch einen eingeschossigen, verglasten Baukörper miteinander verbunden sind. Dieser nimmt das Foyer auf und bildet die Adresse der neuen Akademie. Das Bestandsgebäude, eine um 1910 im neoklassizistischen Stil errichtete Villa, wurde zum Ende des zweiten Weltkrieges zerstört und kurz danach wiederaufgebaut. Künftig beherbergt das Erdgeschoss ein koscheres Café mit Möbeln der Gebrüder Thonet, einen repräsentativen Besprechungsraum und eine Terrasse. Im Obergeschoss sind Büroräume für die Verwaltung sowie eine kleine Bibliothek untergebracht. Die Fassade des Altbaus ist im denkmalpflegerischen Sinne behutsam saniert worden, das Innere ist modernisiert und den neuen räumlichen Bedürfnissen angepasst worden. Der Altbau trägt im Ausdruck das Echo des Neoklassizismus in sich. Der Neubau nimmt auf insgesamt fünf Ebenen ganz unterschiedliche Nutzungen auf.
Das Erdgeschoss beinhaltet einen multifunktionalen Empfangsraum, der für unterschiedlichste Aktivitäten wie Empfänge, Ausstellungen oder Seminare geeignet ist. Der Raum ist in seiner Erscheinung wandelbar – seine Wände können dem Anlass entsprechend farblich angepasst werden. Durch seine Lage im Erdgeschoss und seine Glasfassade ist der Empfangsraum von außen einsehbar und damit der öffentlichste Ort des gesamten Neubaus. Die zweischalige aufgebaute Glasfassade nimmt einen über die gesamte Längsseite verlaufenden Lichthof auf. Im Untergeschoss ist ein großer Speisesaal mit festeingebauten Sitzmöbeln gelegen, der über einen ovalen Wasserhof und den Lichthof im Erdgeschoss mit Tageslicht versorgt wird. Florale Wandtapeten, zahlreiche Wandspiegel, Möbel aus Holz und gepolsterte Sitzbänke und Stühle verleihen dem Saal die Anmutung eines Wiener Caféhauses. Der prominenteste Ort des Gebäudes ist ein großer, in monochromen Blau gehaltener rund 240 Quadratmeter großer Saal im ersten Obergeschoss, der so genannte Akademiesaal. Mit mehr als fünf Metern Höhe ist dies der höchste Raum der Akademie.
Die Glasfassadenkonstruktion im Inneren ist verspiegelt und wirkt dadurch leicht und entmaterialisiert. Zudem reflektiert sie das Grün der angrenzenden Bäume. An gespanntes Tuch erinnernder Plafond zeigt an seinen Rändern ovale Lichtquellen, die den Saal im Zusammenspiel mit den Vorhängen in unterschiedliche Stimmungen versetzen lassen. Die Atmosphäre chargiert vom Tageslichtraum für Konferenzen über einen introvertierten Filmvorführungsraum bin hin zum elegant anmutenden Wohnzimmer für festliche Veranstaltungen. Dem Akademiesaal ist ein großzügiges Foyer vorgelagert. In einem darauffolgenden Zwischengeschoss sind Nebenräume für Dolmetscher*innen und Regie untergebracht, das darüber liegende Geschoss beherbergt vier Seminarräume, deren raumhohe Verglasung gepaart mit den hellen Wand- und Deckenoberflächen die Räumlichkeiten zu attraktiven Tageslichträumen macht. In der obersten Etage lädt eine Lounge mit einer an der Spitze des Gebäudes positionierten Loggia zum Verweilen ein. Ausgestattet mit bequemen Sofas und Sesseln und dekorativen Stehleuchten fungiert sie als Ort des Rückzugs. Das Dach ist teilweise begrünt, teilweise als Terrasse ausgebildet. Von hier aus genießt man einen unverwechselbaren Blick auf die Frankfurter Skyline. Die Fassade des Neubaus ist im Sockelbereich geschosshoch durch beige eingefärbte Betonfertigteile bekleidet. Die sonstigen Flächen sind im beigen Farbton des Altbaus verputzt und stärken damit die Ensemblewirkung des Neubaus. Das prägnante Gebäudeprofil stellt die Besonderheit der öffentlichen Institution heraus: Die neue Akademie ist die erste überregionale jüdische Institution dieser Art, die nach der Schoa errichtet wird.